Prognose

Prognose
I. Begriff:Aussage über zukünftige Ereignisse, bes. zukünftige Werte ökonomischer Variablen (z.B. angewandt als Konjunkturprognose, Situationsanalyse oder Bevölkerungsvorausrechnung), beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit und auf theoretisch fundierten objektiven Verfahren. P. richtet sich v.a. auf Variablen, die nicht oder kaum durch denjenigen gestaltbar sind, der die P. vornimmt.
- Grundlage jeder P. ist eine allgemeine Stabilitätshypothese, die besagt, dass gewisse Grundstrukturen in der Vergangenheit und Zukunft unverändert wirken.
- Anders:  Technologische Voraussage.
II. Arten:1. Direkte/indirekte P.: Direkte P. liegt vor, wenn Werte einer ökonomischen Variablen ausschließlich aus Werten derselben Variablen in der Vergangenheit heraus prognostiziert werden. Bei indirekter P. wird der Wirkungszusammenhang zwischen verschiedenen Variablen in die P. einer Variablen eingebaut; hierbei muss allerdings letztlich wieder auf direkte P. zurückgegriffen werden.
- 2. Qualitative/quantitative P.: Bei qualitativer P. werden nur Art und Richtung der Entwicklung ökonomischer Variablen genannt, bei quantitativer P. geht es auch um das Ausmaß dieser Entwicklung.
- 3. Punkt-/Intervall-P.: Bei Punkt-P. wird ein spezieller zukünftiger Wert für eine ökonomische Variable gesucht, bei Intervall-P. wird hingegen eine Spanne verlangt, innerhalb derer sich der zukünftige Wert mit hoher „Sicherheit“ befindet. Bei letzterer kann bes. auch ein Konfidenzbereich angegeben sein ( Prognoseintervall).
- 4. Bedingte/unbedingte P.: In einem bestimmten Sinn ist jede P. bedingt, also als Wenn-Dann-Aussage, zu verstehen; völlig unbedingte P. sind nicht möglich. Allerdings kann so vorgegangen werden, dass P. für ein und dieselbe Variable alternativ je nach gewissen eingehenden Voraussetzungen gemacht werden und dem Verwerter die Einschätzung für das Eintreten dieser Voraussetzungen überlassen wird, etwa bei Bevölkerungsprognosen unter verschiedenen Voraussetzungen bez. der Entwicklung der Geburten.
- 5. Einzel-P./P.-Systeme: Einzel-P. richtet sich auf eine einzige ökonomische Variable. Ein P.-System bezieht sich auf eine Gesamtheit von Variablen, die in ihrer gegenseitigen Verknüpfung prognostiziert werden.
- 6. Verschiedene Fristigkeiten von P.: Kurzfristige P. (P.-Zeitraum bis ein Jahr); mittelfristige P. (bis fünf Jahre); langfristige P. (bis zehn Jahre); säkulare P. (über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte).
- 7. Entwicklungs-P. (Informations-P., Trend-P.): Die Unternehmung übt keinen spürbaren Einfluss auf die zu prognostizierenden Größen aus (z.B. Marktentwicklung der Personal Computer insgesamt, Veränderungen des Abnehmerverhaltens oder Veränderungen im Distributionssystem).
- 8. Wirkungs-P. (Instrumental-P., Entscheidungs-P.): P. der Wirkungen von Maßnahmen der eigenen Unternehmung (z.B. auf Größen wie Absatz, Umsatz in Abhängigkeit von bestimmten Marketingmaßnahmen).
- 9. Indikator-P.: Indikatoren werden zur P. von Entwicklungen herangezogen. Indikatoren können, müssen aber nicht in kausaler Beziehung zu der zu prognostizierenden Variablen stehen. Indikatoren lassen sich unterteilen in vorauseilende, koindizierende und nacheilende Indikatoren. So ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ein vorauseilender Indikator für die Nachfrage in der Baubranche.
III. Verfahren:1. Bei kurzfristigen P., bes. im betrieblichen Bereich, werden direkte P. bevorzugt, v.a. Zeitreihen-P. mittels  gleitender Durchschnitte oder mittels  exponenziellem Glätten; bei mittelfristigen P. wird auch die  Methode der kleinsten Quadrate (MkQ) zur Fortrechnung des  Trends herangezogen oder auch, etwa bei Marktprognosen, die P. mittels Wachstumsfunktionen (logistische Funktion; Gompertz-Funktion). Bei Vorhandensein auch saisonaler Komponenten ( Zeitreihenkomponenten) erfolgt P. des Trends auf der Grundlage von Vergangenheitswerten, die einer Trendbereinigung unterworfen wurden; für P. des Zukunftswertes wird dann die Saisonkomponente geeignet hinzugerechnet. Indirekte P. erfolgen zumeist mithilfe der  Regressionsanalyse und Modellen der  Ökonometrie.
- 2. Grundsätzlich unterschieden werden: a) Quantitative Prognoseverfahren: Basieren auf mathematischen Verfahren (z.B. Trend, Indikatorprognose, exponenzielles Glätten).
- b) Qualitative Prognoseverfahren: Basieren auf Erfahrungen, Kenntnissen und Fingerspitzengefühl; angewandt beim Fehlen quantitativer Daten (z.B.  Delphi-Technik,  Expertenbefragung,  Szenario-Technik).
- 3. Prognosen erfolgen häufig als direkte P. auf der Grundlage der ARMA-Modelle.
IV. Beurteilung:1. Beurteilung von P. kann zunächst qualitativ und im Voraus erfolgen. Kriterien sind die ökonomisch-theoretische Fundierung, die Verträglichkeit von Einzelprognosen innerhalb eines Systems, die Verfügbarkeit qualifizierter Vergangenheitsdaten.
- 2. Außerdem erfolgt Beurteilung oft quantitativ und im Nachhinein durch eine geeignete globale Kennzeichnung der aufgetretenen  Prognosefehler (Durchschnitt des absoluten, des relativen Prognosefehlers; Korrelation zwischen prognostiziertem und eingetretenem Wert; Theilscher Ungleichheitskoeffizient). Allerdings sollten die aufgetretenen Prognosefehler nicht nur eine Messung, sondern auch eine Ursachenanalyse erfahren.
- Vgl. auch  Situationsanalyse,  Konjunkturprognose. Literatursuche zu "Prognose" auf www.gabler.de

Lexikon der Economics. 2013.

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  • Prognose — (v. gr. Prognōsis), 1) Vorhersagung; 2) bes. in Krankheiten die Andeutung des Ausganges, zu Folge gewisser Zeichen (Prognostĭca signa). Daher Prognostik, Kunst od. Lehre von der Vorhersagung des Ausganges der Krankheiten; Prognostĭkon, 1)… …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Prognose — Die Prognose (griechisch, πρóγνωσις prognosis – wörtlich „das Vorwissen“, die „Voraus Kenntnis“), deutsch Vorhersage oder Voraussage, selten auch: Prädiktion (lat. praedicere – „voraussagen“) ist eine Aussage über Ereignisse, Zustände oder… …   Deutsch Wikipedia

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